Last Updated on 24. September 2018 by Sylvia Nickel
Mit »24/7« oder »twentyfourseven« bedeutet Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Dabei ist dies alles andere als kundenorientiert oder effektiv. Lese in diesem Artikel, wie Du die Verfügbarkeitsfalle vermeidest und warum Du dies tun solltest.
Die ständige Verfügbarkeit entwickelte sich in den 1990ern als Gedanke einer konsequenten Kundenorientierung. Daran ist nichts falsch. Den ADAC können wir rund um die Uhr kontaktieren, ebenso wie Störungsstellen, Notfallambulanzen und andere Dienste. Doch dies ist eine organisatorische Verfügbarkeit, nicht die einzelner Menschen.
Ich bin »on« — also bin ich
Abends an Bushaltestellen vorbeizugehen ist mittlerweile ein bizarres Bild, denn die Wartenden sind zombiehaft von den Displays angeleuchtet, auf welche sie starren. Im digitalen Zeitalter scheint »on« das Nonplusultra zu sein. Doch wann lebst Du, wenn Du im Jetzt dauernd woanders bist?
Freilich, jederzeit verfügbar zu sein, mit allen und jedem ständig zu kommunizieren, beweist Einsatzbereitschaft, Leistungswille, – aber beweist dies auch Leistungsfähigkeit? Ist es sinnvoll, freitags um zwei Uhr nachts die eingehende Mail eines Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden zu beantworten? Was löst diese Bereitschaftshaltung in der Organisation aus? Als Anfänger mag man stolz darauf sein, Mitglied der arbeitenden Gesellschaft zu sein. Doch nur solche Beginner oder Rookies schreien in die Welt »hallo, ich arbeite; seht ihr das?«. Für alle anderen ist dies normal und die meisten wünschen sich, einfach ungestört und konzentriert ihre Aufgaben zu bearbeiten.
Betrachte die Folgen dieser Nomophobie oder der No–Mobile-Phone-Phobia.
Folgen der 24/7-Nomophobie
Nebst urplötzlichen Ablebens aufgrund des unerwartenden Unfalltods im Straßenverkehr wegen Nichtwahrnehmung nahender Fahrzeuge reihen sich einige Nachteile der Nomophobie in die lange Liste der digitalen Verblödung ein:[1]
- anstatt achtsam Deine Umgebung im Jetzt wahrzunehmen lebst Du im Nirwana des Webspace.
- Du riskierst reale soziale Beziehungen, weil Du in persönlichen Gesprächen mit dem Smartphone beschäftigt bist anstatt Dich auf Dein Gegenüber zu konzentrieren.
- wenn Du ständig außerhalb der Geschäftszeiten per Messenger, Mail & Co kommunizierst, erzeugst Du Stress bei Dir und bei Deinen Kommunikationspartnern, denn alle erlangen so den Eindruck, dies sei der Standard, den es nicht zu unterschreiten gilt.
- Du vergisst die einfachsten Dinge, weil Du glaubst, alles stehe im Smartphone. —Manche Menschen sollen sich bereits einfachste Wegstrecken nicht mehr merken können, da sie sich nur noch auf Navigationssysteme verlassen.
- Du reagierst eher auf den Vibrationsalarm als auf das gesprochene Wort Deines Gegenübers. – Was löst dies bei Deinem realen Gegenüber aus? Wertschätzung sicher nicht.
- Deine Kommunikationspartner gewöhnen sich daran, dass Du ständig sofort reagierst, zumindest via Smartphone.
- Du überlastet Dein Kurzzeitgedächtnis durch permanente Unterbrechungen des Gedankenflusses.
Hast Du hast Angst, mobil nicht erreichbar zu sein? Dann probiere den Cut-off oder den »digitalen Timeout«.[2] Erlaube Dir die Unerreichbarkeit, versuchsweise, für ein paar Minuten.
Slow Media: 3 Tipps für das 8/5-Berufsleben
Slow Media bedeutet, nur ein Medium zu nutzen und alle anderen währenddessen zu deaktivieren. E-Mail oder Messenger, Telefon oder Storyboard, NotizApp oder Kalender usw. Meine Lieblingsfunktion ist daher der Flugmodus. Diesen nutze ich
- während ich in einem Pomodori an einer Aufgabe arbeite,
- im persönlichen Gespräch bin,
- eine Pause genieße oder mich im Freizeitmodus befinde.
Den gelassenen, aber effektiven Umgang mit digitalen Helferlein sowie das Abstellen hausgemachter Stressoren erarbeiten wir im Erfolgsteam de-stress yourself, damit 8/5 —maximal acht Stunden an fünf Tagen — ausreichen.
Weitere Webinare von mir findest Du übrigens auf edudip und sofengo. Die Literatur, Vorträge und Videos habe ich hier für Dich zusammengestellt.
Eine entspannte Zeit ohne das digitale Allzweckablenkungsmittel,
Sylvia Nickel
Referenzen
[1] Zum Begriff der digitalen Verblödung siehen auch Manfred Spitzer. Der Psychiater und Neurididaktiker weist auf die negativen Folgen eines übermäßigen Digitalkonsums hin, beispieslweise in → diesem Vortrag (youtube).
[2] Daniele Ganser erläutert die Wirkung des digital timeout in → diesem Vortrag über Medienkompetenz (youtube).
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