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Blogparade #digiform: Zeit für fundamentale Veränderungen – endlich!8 Minuten Lesezeit

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Last Updated on 21. April 2019 by Sylvia Nickel

Was Luther mit der Reformation ausgelöst hat,  mag die Digitalisierung in vielen Branchen sein. Meine Gedanken zur Zielbar-Blogparade »digitale Reformation« fasse ich aus der Perspektive eines Schreibtischtäters oder des Kopfarbeiters mit zwei Jahrzehnten Freiberuflichkeit und Entrepreneurship zusammen:

Zeit für fundamentale Veränderungen – endlich!

Luther hat die Bibel aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt und somit das Wort Gottes schlagartig für viele zugänglich gemacht. Ähnlich ist es heute mit dem Internet und den cloudbasierten Apps: Information ist ständig da, viel zu viel, für alle und meist kostenfrei. Jeder kann mit jedem kommunizieren und Dokumente austauschen. Digitale Reformation. Das stellt den Alltag zunächst auf den Kopf. Statt eines Messengers werden mehrere genutzt. Das Smartphone bimmelt oder vibriert ständig. Es bleibt das fahle Gefühl, nur noch reagieren zu müssen und die Kontrolle über den Alltag an Bits und Bytes abzugeben. Dabei geht es auch anders.

Gestatten: w3-Dino

Mit dem Wissenschaftsnetz bin ich bereits seit den späten 1980er verbunden und habe hoch erfreut jedes digitale Gimmick im Nirwana des Webspace probiert. Zunehmend wurde meine kleine Welt stressiger, aber auch interessanter. Die Stunden vor Bildschirmen wuchsen an bis … ich beschloss, dass ich Herr meines Lebens bin und nicht die Technik. 🙂

Seither lade ich meine Kunden ein, dieses wunderbare Geschenk der digitalen Transformation anzunehmen und darüber nachzudenken, wie man sich entlasten kann. Und das funktioniert. Ein paar Gedanken zu den Leitfragen dieser Blogparade.

Was hat die digitale Reformation uns gebracht?

Ja, meine Arbeitswelt ist neu durchdacht

Mein Arbeitsleben hat sich fundamental verändert. Das war nicht nur technikgetrieben, sondern auch mit einem Umdenken in Sachen »Respekt vor Lebenszeit« verbunden:

  • Ich arbeite im Homeoffice und kann so Berufs- und Privatleben wunderbar organisieren, einschließlich des geliebten Kochens von Gerichten aus frischen Zutaten. Früher pendelte ich zum Büro, aß Junk Food aus Zeitgründen und schleppte permanent Unterlagen und Notebooks durch die Gegend. Irgendwann streikte die Bandscheibe aufgrund einseitiger Unbewegung. Heute lege ich eine Bewegungseinheit in Haus und Garten ein oder spaziere zur nahen Ruhr. Perfekt.
  • Geschäftsreisen sind absolute Ausnahme. Damit schone ich die Umwelt und spare Zeit. Zeit, die ich gerne auch bei einem Lebensmitteleinkauf zu Fuß oder mit dem Rad investiere. Früher waren die Staus an den wesentlichen Autobahnkreuzen in dieser Republik Programm. Einfach vertrödelte Lebenszeit. Heute ist der Garten gepflegt und nicht verwaist, das Auto fast vermost und eher Kunstgegenstand in der Einfahrt.
  • Eine handvoll Kunden genießen den persönlichen Kontakt. Klar, es sind meine Lieblingskunden. Da nehme ich mir Zeit, vor allem aber, weil uns die gemeinsamen Projekte langfristig binden.
  • Ich halte Vorlesungen aus dem Homeoffice statt mich durch den Großstadtschungel zu navigieren und die Parkplatznot zu spüren. Das finden auch die Studierenden gut, die ebenso vorm dem heimischen PC oder Tablet teilnehmen. Es ist garantiert nicht einfacher, eigentlich anstrengender, aber viel lockerer und durch den direkten Kontakt habe ich ein engeres Verhältnis zu den Studierenden.
  • Bestimmte Kommunikations-, besser: Informationsprozesse sind digitalisiert. Dies entlastet, kostet aber erst einmal Zeit, sich prinzipiell Gedanken über das Modell zu machen (wer was wann, wieso in welcher Form und wie entgleitet mir der Prozess nicht?).

dgiform © Sylvia NiCKEL

Generell ist mein mein jährlicher ökologischer Fußabdruck wahrscheinlich auf 20% von 2007 geschrumpft. Dadurch habe ich auch mehr Zeit und mehr Ruhe. Das Smartphone ist übrigens meistens im Flugmodus und liefert bestenfalls Flow-Musik. Ich ernähre mich gesünder, bewege mich viel mehr und abwechslungsreicher. Insgesamt:

Selten, aber wichtig: der Premiumkanal

In Sachen Kundenkommunikation ist das »Gelaber & Geplänkel« weniger geworden. Manche bevorzugen Mail, andere Messenger, wieder andere Skype. Was aber eine ganz neue Bedeutung hat, das ist der Premiumkanal: Das Telefonat und das persönliche Gespräch vor Ort. Heute frage ich erst einmal, ob wir dies via Webmeeting oder Telko erledigen können, bevor ein Tagessatz fällig wird – und spare wirklich viele Kilometer und wertvolle Lebenszeit. Telefonate und Vor-Ort-Termine sind seltener geworden; es sind aber die wirklich wichtigen.

2027 – Gute Frage, wie es weiter geht

Ich bin Optimist und stelle mir vor, dass wir ausgeklügelte Algorhythmen als Filter einsetzen, bevor sich einzelne Menschen gemeinsam an einen Tisch setzen. Wenn sie es dann tun, werden sie sich die Zeit nehmen können, die Vertrauensbasis zu manifestieren und den Kontakt im Sinne eines Win-Win zu pflegen. Wer sich persönlich einmal kennengelernt hat, kann über Jahre medial kommunizieren. Aber dieser direkte Kontakt ist und bleibt wichtig. Man muss sich sprichwörtlich riechen können.

Ich ohne Internet? OMG!!!

Neee. Alles gut. Es wäre ruhiger. Mein Geschäftsmodell wäre nicht auf Interaktion ausgerichtet, sondern auf mehr »Mission«; Ich würde mich wieder mehr  dem Wortgeschäft widmen und rd. 12-15 Kunden vor Ort betreuen. Auf dem Weg dahin (zurück) bin ich – trotz digitaler Transformation.

Nervige Smombies und Nomophobe

Tja, das nervt. Du sitzt beim Coworking oder auf einen Kaffee zusammen und der Blick Deines Gegenübers geht nur auf das Smartphone. Mich haben auch Kunden gefragt, ob es nicht Apps gibt, die einem den Terminkalender automatisch mit den To-Dos aus der entsprechenden App füllen. Ja hallo! Ich lass‘ mir das Leben nicht von einer Platine vorschreiben. Für derart geschädigte Zeitgenossen habe ich allerdings Verständnis und lade sie in die Community ein.

Du konkurrierst prinzipiell global mit jedem

… und Du kannst entscheiden, ob Du dies willst. Ich bin überzeugt: Deine Kunden finden Dich, weil Du genau passt. Daher habe ich mich von den Elementen meines Geschäftsmodells getrennt, in welchen meine Leistung eine Einkaufsware ist, die unter möglichst günstigen Bedingungen beschafft wird. »Irgendwie« Geld verdienen war gestern; Authentizität und Wertschätzung ist heute: Nische as its best.

Social Media – das ewige Rätsel

Trotz oder weil – das ist die Frage. Ich nutze Social Media spielerisch. Manche Accounts habe ich monatelang nicht gefüttert, bedient. Und dann schaust Du auf Abonnenten und Follower und denkst »wow«. Am Ende aber zählt, was auf dem Konto landet. Ich nehme es sportlich, spielerisch und finde es spannend. (Folge mir: Pinterest, Linkedin, Facebook, edudip, Twitter, Instagram, XING, youtube).

Am Ende entscheidest Du selbst

Die Eintrittsbarrieren sind sehr gering, in den meisten Branchen. Die Möglichkeiten hingegen fantastisch. Allerdings gibt es am Ende einer Pyramide stets nur Platz für wenige. Ich bin seit zwei Jahrzehnten selbständig, habe Hypes kommen und gehen sehen. Mal partizipierte ich, mal ließ ich es vorbei rauschen. Ganz spannend ist es zu sehen, wer mit welchem Hype da steht, wo ich vor zehn Jahren war (ohne so viel TamTam).

Das unternehmerische Risiko steigt mit den Abhängigkeiten von Plattformen, Affiliates, Technik generell und vor allem externer Finanzierung. Mein Motto »weniger ist Mehrwert« kommt nicht von ungefähr. Bleibe unabhängig, prüfe Investitionen und verabschiede Dich von »Nice to have«s.

Mythos Digitale Transformation

Die digitale Transformation mag uns mehr Hilfen zur Seite stellen als je zuvor. Aber damit ist auch die Gefahr der Verzettelung und damit der Wunschblasen verbunden. Was kannst Du und was willst Du leisten? Würdest Du Dir Deine Leistung auch zu diesem Preis abkaufen? Würde das auch Dein Freund oder Deine Freundin, die Oma, der Onkel usw.?

Geld wird im realen Leben verdient, nicht »indirekt«. Für letzteren Weg benötigst Du verdammt viel Eigenkapital, keine Kredite.

Du hast die Nase noch nicht voll und willst ins digitale Business?

Okay, wer bis hier hin gelesen hat, bekommt nun die wertvollsten Tipps:

  1. Mache einen Plan und zwar konkret mit Argumenten (den Kunden gegenüber). Ein Business Canvas mag Dir dabei helfen. Also kein »ich habe ne Plattform bla bla … einzigartig« usw. Als StartupCoach (seit 2004 im Start2grow-Wettbewerb, beruflich seit 1994) kenne ich die Schwachstellen. Es sind drei: Kunde, Kunde und Kunde. Wer findet Dich wann und wie und warum bleibt er dran? Was folgt danach? Wie stellst Du das sicher?
  2. Suche erfolgreiche Vorbilder und vernetze Dich mit diesen. Es geht nicht um das Nachahmen, sondern den Austausch, die Reflexion. Was bei Dir funktioniert, funktioniert nicht für andere und umgekehrt. Aber durch den Austausch bekommst Du einen anderen Blick auf die Dinge, Deine Dinge.
  3. Finde Deine Rhythmen, um an Deinem Unternehmen zu arbeiten, denn Du kannst als Unternehmer nicht 100% im Unternehmen arbeiten.
  4. Investiere richtig gutes (sprich: hart erarbeitetes) Geld in Deine persönliche Entwicklung. Guter Rat muss teuer sein (anders kapiert es Dein Hirn nicht).
  5. mehr als 7 ± 2 merkt sich kein Mensch. Konzentriere Dich auf Tipp 1 bis 4 🙂

7.640 Zeichen bis hier hin. Puh, Zielbar: you made my day 🙂
So, jetzt bin ich auf die anderen Beiträge und Dein Feedback gespannt.

Entspannte Grüße,
Sylvia

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Autor: Sylvia Nickel

Diplom-Ökonomin. Freiberuflich beratend seit 1992 & Inhaberin der NiCKEL Business Performance, Oberhausen (http://2nc.de/).

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