Last Updated on 17. Januar 2019 by Sylvia Nickel
Gerade im letzten Quartal steht das Thema »Ziel« ganz hoch im Kurs: welche Ziele hast Du für das nächste Jahr? Was willst Du in den einzelnen Lebensbereichen erreichen? Dabei kann solch ein Ziel manchmal genau das Hindernis auf dem Weg zum besseren Selbst sein.
Was ist ein Ziel?
Recherchiert man »Ziel«, »Zielfindung« und «Zielplanung«, so lassen sich schnell zwei Arten von Zielen unterscheiden: Ergebnisziele und Handlungsziele. Genau hier mag die Crux liegen, warum manches Ziel einfach im Weg ist, anstatt den Weg zu ebnen.
Handlungsziele
Handlungsziele stellen das Ideal eines Ablaufs, einer Abfolge von Handlungen, beispielsweise im Tagesverlauf dar. Typische Handlungsziele sind
- jeden Morgen mit einem 10-Minuten-Workout beginnen,
- jeden Mittag 30 Minuten an der Frischluft verbringen,
- nach jedem Arbeitsgang alles picobello aufräumen und wiederherrichten.
Handlungsziele sind daher angestrebte, da noch nicht verinnerlichte Gewohnheiten oder »good habits«. Diese können eine Menge!
– Ich lerne beispielsweise seit elf Monaten Spanisch, rund 15 Minuten täglich. Es sind schon weit über 1 000 Vokabeln, die ich beherrsche, und ich kann schon Dokumentationen, Interviews und auch Artikeln in Spanisch folgen, sogar spontan meinen Kommentar zu einem Sachverhalt artikulieren.
Wer irgendwann einmal damit begann, sich mehr und bewusster zu bewegen, wird ebensolche Effekte im Bereich der Beweglichkeit verzeichnen. – Es gibt zahlreiche gute, funktionierende Handlungsziele. Viele davon haben eine direkte und positive Auswirkung auf unsere Produktivität, unsere Lebensfreude oder/und unser subjektives Zeitempfinden.
Handlungsziele scheinen also nicht so problematisch zu sein. Anders sieht es mit Ergebniszielen aus.
Ergebnisziele
Diese Ziele beschreiben einen intersubjektiv nachprüfbaren Endzustand. Das kann der gewonnene Wettkampf sein oder die Anzahl abgenommener Kilogramm, die nominale Umsatzhöhe oder die relative Wachstumsrate. Ergebnisziele sind die Ziele, von welchen man sagt: mach‘ Dir ein Bild von der Zielerreichung. Aber es gilt auch; prüfe, was Du Dir zum Ziel setzt. Ein schwer zu erreichendes Ziel mag sogar kontraproduktiv sein.
Ziel zu hoch?
Wer mit dem Laufen beginnt und sich gleich an Spitzenzeiten der Profis misst, mag schnell Unlust verspüren, sich gar klein, lustlos oder unfähig fühlen. Dies ist die Falle eines zu hohen Ziels. Nehme in diesem Fall Zielkorrekturen vor oder setze Meilensteine, beispielsweise wöchentliche, realistische Zwischenziele. Wir neigen dazu, Ziele, deren Erreichen in weiter Zukunft liegt, viel zu hoch zu setzen. Fragt man sich jedoch: was kann ich jetzt tun, um dem Ziel näher zu kommen, wird die Handlung konkreter und realistisch.
Agile Zielsetzung
Aber, auch wenn die Zielsetzung einst richtig war, so ist in der Regel mit der Zielformulierung keine dynamische Anpassung an geänderte Rahmendaten vorgesehen. Agilität oder die Fähigkeit, proaktiv zu agieren und Ziele anzupassen, setzt Reflexion und die Beobachtung weniger, aber wesentlicher Kenngrößen voraus. Das Ziel wird ein Thema bzw. ein Anliegen, das auch nach Erreichen des einen oder anderen Meilensteins stetig weiterentwickelt wird. So entsteht auch kein Mangelgefühl bis zur definitiven Zielerreichung, denn ein Thema gibt einen Rahmen.
Ist das Thema beispielsweise Laufen, so mag ein Meilenstein die Teilnahme am 10-Kilometer-Lauf im Frühjahr sein, ein weiterer, beim Herbstlauf unter die ersten 10 Plätze zu gelangen usw. Die Meilensteine können sukzessiv angepasst werden und nach oben ist nicht einmal eine Begrenzung da. Um dahin zu gelangen stellt sich vielmehr eine Frage:
Was ist Dein »warum«?
Was ist die Motivation, den ersten Schritt zu machen (und nicht die, an das Ziel zu kommen). Das Thema hinter dem Ziel »Siegertreppchen beim nächsten Stadtlauf« ist entscheidend für den ersten Schritt zur nächsten Trainingseinheit. – Als ich vor über einem Jahr mit Spanisch begann, hatte ich keine Vorstellung davon, wie viele Vokabeln ich für den Alltag kennen sollte, und wie viele man täglich dazu lernen kann. Ich wählte aus meiner Sicht die kleinste Möglichkeit (5 Vokabeln täglich), und weil es mir leicht fiel, bin über den gesamten Zeitraum dran geblieben. Mein »warum« lautet: mich angemessen auszudrücken und unterhalten zu können. Heute höre/sehe ich Dokumentationen aus verschiedensten Ländern in Spanischer Sprache und verstehe verdammt viel. Manchmal denke ich »warum hat dieser Mensch jetzt deutsch gesprochen?«, dann stoppe ich die Doku, gehe auf die Sendeminute zurück und stelle erstaunt fest, dass kein einzelnes Wort in deutscher Sprache gesprochen wurde. Das ist ein »Why« mit Wow-Effekt 🙂
Finde Dein Warum, Dein Thema
Ist Dir ein Ziel im Weg? Dann gehe einfach folgende Schritte durch:
- Warum starte ich für dieses Ziel?
- Welche Zwischenziele sind sinnvoll?
- Welche täglichen Handlungsziele ergeben sich daraus?
- Was ist das Thema hinter der Zielerreichung?
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Zielverfolgung,
Sylvia Nickel
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