Last Updated on 10. September 2018 by Sylvia Nickel
Anlässlich meines Tests von Microsoft Flow und IFTT (If this than that (dieser Tooltime-Bericht folgt) stellt sich mir die Frage, ob »Digitalisierung« nicht vielerorts mit »Automatisierung« gleichgesetzt wird. Das wäre fatal, denn dann würden wir dieselben Probleme mit ähnlichen Mitteln zu lösen versuchen, bloß auf einem anderen Level. Geht es jedoch nicht vielmehr darum, das nunmehr Unsinnige, nicht-wertschöpfende los zu lassen und stattdessen den Prozess der Wertschöpfung neu zu überdenken?
Digitalisierung und Ökonomisierung: ein spannendes Feld
Jede Organisation glänzt (mehr oder weniger) durch die individuelle Kombination ihrer (elementaren) Betriebsfaktoren (z.B. Menschen, Maschinen, Material, Kapital, Information). So stehen insbesondere nicht-wertschöpfende Prozesse auf dem Prüfstand. Solche sind Aktivitäten wie Lagern und Rüsten, aber auch Fehl- und Blindleistungen. Ziel einer Ökonomisierung (bitte nicht mit dem »Kommerzialisierung« verwechseln) ist die Erhöhung der Wertschöpfung durch Kostensenkung oder Verbesserung des Leistungsprodukts.
Hier liegt die Chance der Digitalisierung, denn sie ist eine Maßnahme, die sowohl durch Automatisierung der Rationalisierung und damit der Produktivitätserhöhung dient, oder der Wertschöpfung durch neue Funktion, für die letztlich der Kunde bereit ist, mehr zu bezahlen.
Rationalisierende Digitalisierung
Bleiben wir beim ersten Aspekt: der Rationalisierung durch Automatisierung. Hierdurch werden Prozesse quasi 1:1 auf digitale Medien übertragen. Beispielsweise:
- Ein Lehrer verlegt seinen Frontalunterricht in das digitale Klassenzimmer;
- die vormals telefonische Sprechstunde eines Beraters findet nun per Videoapp statt;
- statt Vorsortierung durch Menschen sortieren Texterkennungsprogramme elektronische Post nach weiterem Bearbeitungsbedarf;
- beim Verkauf an der Ladenkasse erfolgt per EDV eine Lagerbestandskorrektur mit Auslösen des Bestellvorgangs
All diese Beispiele zeigen, dass dieselbe Funktion mit anderen Mitteln ausgeübt wird. Dabei wird menschliche Arbeit durch Software und maschinelle Arbeit ersetzt. Das ist prima, denn so gewinnt man ja Zeit für die komplexeren Aufgaben, die sich nicht so einfach digitalisieren lassen; und nebenbei sollten natürlich auch die Kosten reduziert werden. Auch Du kannst heute mit der rationalisierenden Digitalisierung starten, indem Du beispielsweise Microsoft Flow einsetzt.
Was aber bleibt, das ist die Funktion und die damit verbundene Aktivität. Es ist für die Organisation eine Prozessinnovation, aber keine neue Faktorkombination mit einem für die Abnehmer der Leistung echten Mehrwert. Diese ist in der wertschöpfenden Digitalisierung zu finden.
Wertschöpfende Digitalisierung
Was schöpft denn Wert? – Alles, was dem jeweiligen Abnehmer oder Kunden einen Wert bringt. Hier lassen sich verschiedene Aspekte nennen:
- Zeitlicher Vorteil: Schneller zur Lösung zu gelangen.
- Individualität: zu einer maßgeschneiderten Lösung zu gelangen.
- Neue Funktionen: weitere Nutzungs- oder Anwendungsmöglichkeiten.
Hier erfolgt eine Transformation der Leistung auf ein anderes, neues Niveau. Das Smartphone erweiterte beispielsweise den kompletten Einsatzbereich des Mobiltelefons um ein Vielfaches. Es ist ein heute Multifunktionstool, mit dem man auch telefonieren kann. Ich persönlich benötige für meine Arbeit im Prinzip auch nur das Smartphone, wenn das kleine Display und die Hilfstastatur nicht so hinderlich wären. Und selbst eine Stereoanlage, das Diktiergerät, die Lupe und vieles andere ist in diesem kleinen Wunder integriert.
Aber das bloße Vorhandensein möglicher weiterer Anwendungen bedeutet nicht, dass diese auch genutzt werden. Wertschöpfende Digitalisierung schafft Mehrwert durch andere Anordnung oder gar Schöpfung von Funktionen. Aus diesem Grund verwenden manche Menschen den Begriff der digitalen Transformation, um die simple Gleichsetzung von Digitalisierung mit Automatisierung zu vermeiden.
4 Fragen in Sachen Digitalisierung im persönlichen Umfeld
Ich lade Dich ein, darüber nachzudenken, wie Du es Dir einfacher gestalten kannst, und zwar spätestens dann, wenn Du etwas als lästig, überflüssig, monton usw. empfindest. Basis ist nach wie vor die Entlastungskarte, denn hinter den Begriffen der Delegation und der Rationalisierung stecken Hinweise auf das Potenzial einer »smarten« Lösung.
Nicht jede App bringt Dir einen Mehrwert. Prüfe, ob es umständlicher oder leichter wird, ob es Dich wirklich entlastet oder Komplexität an einem anderen Ende Aktivitäten verursacht.
New Work ⓞ Digitales Arbeiten im Team – Live-Online-Seminar
Diese Webinarreihe in Kooperation mit dem Bildungscentrum (BiC) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet befasst sich mit den Möglichkeiten, auch ohne Großinvestitionen Digitalisierung im Team zu realisieren. Mehr erfahren …
Die Digitalisierung ist spannend und kein einmaliger Prozess. Ich wünsche Dir viel Entlastung und noch mehr Zeit für das Wesentliche,
Sylvia Nickel
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