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Digitalkompetenz © Sylvia NiCKEL

Digitalkompetenz – alter Wein in neuen Schläuchen?6 Minuten Lesezeit

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Last Updated on 4. Oktober 2019 by Sylvia Nickel

Digitalkompetenz: ein neues Schlagwort oder Buzzword macht die Runde. Doch was ist dran an der Digitalkompetenz und wie hilft sie im Beruf?

Die Oma der Digitalkompetenz: Digital Skills in der Schulung

Digital Skills oder die Fähigkeit, mit Digitalem umzugehen, ist spätestens seit Einzug der Computer in den überwiegenden Teil der Arbeitsplätze eine Anforderung, der in der Vergangenheit mit allerlei Schulungen begegnet wurde, ob der »Europäische Computerführerschein« (ECDL) in den späten 1990er Jahren oder die »Internetkurse«, – von spezifischen Softwareanwendungen ganz abgesehen. Damals sprach man von der Kompetenz in »IKT«, was für »Informations- und Kommunikationstechnologie« steht.

Heute kann man Zertifikate für »Digitale Kompetenz« erwerben, beispielsweise bei den Industrie- und Handelskammern.1) Was ist also anders, dass eine Fähigkeit zur Kompetenz werden lässt?

Was macht »digital« zur Kompetenz?

Neben der besonderen Bedeutung des Kompetenzbegriffs im juristischen Bereich verweist der Duden auf »Sachverstand« oder »Fähigkeiten«. Im pädagogischen Bereich sind damit »Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse« gemeint, in einem bestimmten Gebiet Probleme zu lösen, aber auch die Bereitschaft, dies tun zu wollen. Generell werden in jedem Berufsbild Anforderungen in vier Kompetenzen unterschieden.

  1. .Fachkompetenz: die Gesamtheit des fachlichen Wissens.
  2. Methodenkompetenz: die Fähigkeit, sich zu informieren und berufsbezogen Technologien anzuwenden.
  3. Selbstkompetenz: die Techniken, sich selbst zu motivieren und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
  4. Sozialkompetenz: die Fähigkeit sich selbst und auch andere zu führen, sich einzufühlen, mit zu fühlen und entsprechend zu handeln.

In der Ausbildung steht die Fachkompetenz im Mittelpunkt. Die Methodenkompetenz ergibt sich häufig aus dem Lernprozess und für Selbst- und Sozialkompetenz bleiben die meisten sich selbst überlassen, zumindest in der formalen Bildung. Hinzu treten berufsspezifische digitale Kompetenzen wie spezielle Anwenderprogramme. Die Digitalkompetenz tangiert hingegen alle vier Bereiche. Als berufsübergreifende digitale Kompetenzen gelten:

  • Information. Suche, Suchmaschinen, Portale, Statistiken, aber auch Statistiken über digitale Werkzeuge, Quellenseriösität und Management der Ergebnisse (Wissensmanagement)
  • Kommunikation: Einsatz verschiedenster Mittel wie Chat, Community, Weblearning usw.
  • Dokumentation & Sicherung: Dateiablage, gemeinsam bearbeitete Dateien, Datenschutz, Archivierung, Sicherung.

Heißt dann »Digitalkompetenz«: von allem etwas, aber nichts richtig?

Digitalkompetenz © Sylvia NiCKEL

Inkompetenzkompensationskompetenz

Dem Philosophen Odo Marquard verdanken wir den schönen Begriff der »Inkompetenzkompensationskompetenz«2) und dem Philosophen Richard David Precht das Hervorzaubern aus dem Orkus vermeintlicher Worthülsen im Jahr 2013.3)  Diese Anspielung auf die Entwicklung der Philosophie weist uns zugleich auf den Gegenspieler des Experten hin: den Universaldilettanten. Dieser hat auf Basis seiner breit gestreuten, aber inhaltlich flachen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse – alles können, aber nichts richtig – den Weitblick, nahezu jederzeit den spezifischen Kompetenzmangel zu kompensieren. Mit ganzheitlichem Blick kann er wie eine Biene von einer Expertokratie zur anderen ziehen und es gelingt ihm eine Befruchtung, auch mit relativ profanen Kenntnissen.

Ähnlich verhält es sich meines Erachtens mit der Digitalkompetenz: sie bezeichnet keinen absoluten Stand an Wissen, sondern die Fähigkeit, vorhandene Technologie zu nutzen spielerisch auf die Suche nach neuen Anwendungen, Kombinationen und Funktionen zu gehen. Insofern ließe sich Digitalkompetenz schlecht prüfen oder gar in ein Noten- oder Bewertungsraster bringen. Es obliegt allein in der relativen Einschätzung des Bewertenden aus seiner subjektiven Sicht. Das ist aber blöd für den Lebenslauf, die Bewerbung oder die Beurteilung. Dennoch ist es gut, zu wissen:

Wie groß ist Deine Digitalkompetenz?

Der Branchenverband BITKOM listet folgende Aspekte der Digitalkompetenz auf,4) die ich um Zusatzfragen ergänzt habe. Prüfe Dich selbst 😉

Richtige Bedienung von Anwenderprogrammen

  1. Kennst Du die Shortcuts, Hotkeys oder Tastenkombinationen des genutzten Betriebssystems, der Office-Programme sowie speziellen Anwenderprogramme? Es sollten jeweils mindestens 20 sein, denn allein das Betriebssystem Windows 10 kennt rund 120 Shortcuts.
  2. Weißt Du, wo standardmäßig Deine Daten in den Anwendungsprogrammen gespeichert sind?
  3. Kennst Du die Möglichkeiten, die Programme an Deine Anforderungen in Sachen Bildschirmdarstellung, Kontrast und Menüs beziehungsweise Registerkarten einzustellen?

Allgemeine Handhabung digitaler Technik

  1. Findest Du schnell die Einstellungen auf Geräten, beispielsweise auch für Mikrofon und Kamera?
  2. Weißt Du, wie Du die Oberflächen digitaler Geräte personalisieren kannst?
  3. Kennst Du die Möglichkeiten des Zugriffsschutzes durch Dritte?

Datenschutz im Internet

  1. Kennst Du die Grundzüge der DSGVO und Deine Rechte und Pflichten als Nutzer sowie als als Anbieter von Informationen, Sach- oder Dienstleistungen?
  2. Weißt Du, was Cookies sind und wie Du diese verwaltest?
  3. Kennst Du die Möglichkeiten, anonym beziehungsweise inkognito zu surfen?

Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft

  1. Hast Du eine Vorstellung vom »Internet of Things«, »Wearables« oder von »aus analog wird digital«??
  2. Nutzt Du bereits sprachgesteuerte Technologien wie beispielsweise Alexa, Cortana, Google oder Siri oder baust Du gar schon an Deinem Smart Home?
  3. Hast Du schon einmal ein Webinar besucht, an einer Webkonferenz teilgenommen oder diese sogar organisiert?

Technische Grundlagen (beispielsweise Firewall einrichten, Programmiersprachen)

  1. Kennst Du einige HTML-Codes (beispielsweise für fett, kursiv, hoch gesellt, Überschrift, eingerückt usw.)?
  2. Bist du in der Lage, ein W-LAN einzurichten (nicht nur: einwählen)?
  3. Kannst Du mit dem Begriff »Quellcode« etwas anfangen?

Rechtliche Grundlagen im Internet (beispielsweise Urheberrecht)

  1. Weißt Du, was Big Data ist und wie Du Dich gegen die Datensammlung schützen kannst?
  2. Kennst Du Deine Rechte (und Pflichten) bei Käufen im Internet (beispielsweise via ebay, etsy amazon oder andere Online Händler)?
  3. Weißt Du, wann Du Bild-, Video- oder Textmaterial als Zitat verwenden kannst?

Richtiges Verhalten in Chats und sozialen Netzwerken

  1. Weißt Du, wann man andere auf einem Post markieren darf und wann man es besser lassen sollte?
  2. Kennst Du die Unterschiede der Adressatenkreise, beispielsweise Facebook mit »öffentlich«, »Freunde«, »enge Freunde« und »eingeschränkt«?
  3. Weißt Du, was Dein nächster Kunde oder Arbeitgeber über Dich in Social Media heraus finden kann?

{Eine meiner Kompetenzen scheint darin zu bestehen, Symmetrien schaffen zu wollen oder auf jeden Fall drei Fragen zum jeweiligen Aspekt 😉 }

Büro 4.1 © Sylvia NiCKELDigitalkompetenz für Dich: Büro 4.1 & Tooltime

Unter »Büro 4.1« (analog zur vierten industriellen Revolution, dem Internet of Things) findest Du viel Videolektionen. In der Tooltime gehe ich auf einzelne Apps ein.

Digital ist nahezu überall. Und es gibt auch Lebensentwürfe jenseits der totalen Vernetzung.

Just dig it & N.JOY your life,
Sylvia Nickel

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Referenzen

  1. Siehe Angebote der IHK Schwaben, URL https://zq-digitalekompetenz.de/
  2. Marquard, Odo: Inkompetenzkompensationskompetenz? Über Kompetenz und Inkompetenz der Philosophie, in: Hans M. Baumgartner, Hans M; Höffe, Otfried; Wild, Christoph (Hg.): Philosophie – Gesellschaft – Planung. Kolloquium, Hermann Krings zum 60. Geburtstag. Bayerisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung, München 1974, S. 114–125.
  3. Precht, Richard David: Vergesst das Wissen! in: SRF Sternstunde Philosophie, TV-Sendung 2013. Youtube: https://youtu.be/Gewb3-DUlJs
  4. BITKOM, zitiert bei: Meier, Christoph: Kompetenzen für eine digitalisierte Arbeitswelt: ein Orientierungsrahmen, auf: scil – Siwss Comptence Centre for Innovations in Learning am 30.11.2017, URL: https://www.scil-blog.ch/blog/2017/11/30/kompetenzen-fuer-eine-digitalisierte-arbeitswelt/

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Autor: Sylvia Nickel

Diplom-Ökonomin. Freiberuflich beratend seit 1992 & Inhaberin der NiCKEL Business Performance, Oberhausen (http://2nc.de/).

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