Last Updated on 25. Dezember 2019 by Sylvia Nickel
Ausgerecht in der Ausgabe »08/15« befasst sich brandeins mit dem Schwerpunkt Faulheit und damit mit dem Gegenteil von Fleiß. Und nachdem dieser Artikel doch glatt drei Jahre unter den Entwürfen dieses Blogs schlummerte (ein Dank an die Aufschieberitis), darf er am 15/08/18 den Blick der Leserschaft entdecken. Während diese für die Karriere heutzutage verpönt ist, zeigt eine rund 90 Jahre alte Heuristik, dass in der Faulheit auch die Gelassenheit steckt, in kritischen Situationen überlegen zu handeln.
Wer hat’s erfunden?
Kurt von Hammerstein-Equord blickte auf eine imposante Karriere im Heer unter Kaiser Wilhelm II zurück. Er entwickelt eine Heuristik, die für manchen Vierfeldsimplissismus der heutigen Zeit Pate stand. Demnach ließen sich die Soldaten in vier Felder unterscheiden. Unheilig ist demzufolge die Allianz aus Fleiß und Dummheit, während sich das Heer der dummen Faulen hervorragend für Routineaufgaben eignet. Erstaunlich jedoch ist die linke Seite der Matrix, denn der fleißige Kluge wird es allenfalls in den Generalstab schaffen, während der faule Kluge für die Führung geeignet ist.
Warum »faul & klug« gut für eine Organisation ist
Hammerstein wird wie folgt zitiert:
»Ich unterscheide vier Arten. Es gibt kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen. Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab. Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90 % aus und sind für Routineaufgaben geeignet. Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit. Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.« (Poller: Bewältigte Vergangenheit)
Es liegt auch auf der Hand: wer sich Zeit verschafft, sich um das Wesentliche zu kümmern, muss es sich erst einmal einfach machen, also »faul« sein, um Routineaufgaben und Detailaufgaben zu delegieren. So lässt sich Zeit gewinnen, an der Organisation, am Produkt, an der Sache zu arbeiten und nicht darin. Ohne diese Zeit ist eine Optimierung oder Anpassung an geänderte Rahmendaten und Ressourcen nicht möglich.
Fleiß als Karrierekiller?
Ausgerechnet der Fleiß gilt doch hierzulande als die Basis einer beruflichen Entwicklung. Warum hindert dieser dann, den wesentlichen Karrieresprung zu machen? Ganz einfach: Wer fleißig wie ein Bienchen auch alle should- und could-Aufgaben erledigt, ist dauergestresst, hat keine Zeit für strategische Überlegungen und noch weniger die erforderliche Gelassenheit, wenn es brenzlig wird – so die Begründung, die auch heute gilt.
Deine Fleißaufgaben
Ich lade dich ein, über deine Aufgaben nachzudenken:
- Was sind deine Fleißaufgaben und wie viel Zeit verbringst du mit diesen?
- Was wäre, wenn du diese Aufgaben nicht oder unvollständig machst?
- Was würdest du gewinnen, wenn du eine Woche lang auf deine Fleißaufgaben verzichtest?
– Denke gut darüber nach und treffe eine strategische Entscheidung. Reinhard K. Sprenger greift die Hammerstein’sche Heuristik in seinem „das anständige Unternehmen“ auf. Ich werde an gegebener Stelle berichten.
Eine entspannte Zeit,
Sylvia Nickel
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