Last Updated on 15. November 2019 by Sylvia Nickel
Zum New Work gehört das Definieren eigener Standards. Dies ist notwendig, allein schon, um nicht ständig anderen hinterher laufen zu müssen. In Bezug auf Zeitsteuerung und Arbeitsmethodik höre ich häufiger den Einwand, dies sei nicht möglich. Hier meine Antwort auf diese Befürchtung in der letzten Sprechstunde.
Warum New Work (andere) Standards setzt
Ohne Standards funktionieren weder Selbstorganisation noch Teamwork oder Organisation. Doch was sind Standards? Es sind Wege, Arten und Weisen der Zusammenarbeit, bezogen auf den einzelnen Menschen sind es die Dinge, welche die Entscheidungen beeinflussen: Werthaltungen, Themen, Ziele, Grundsätze usw. Wenn nicht mehr alle an einem Ort zur selben Zeit zusammenarbeiten, sind es darüber hinaus vor allem Information, Kommunikation und Dokumentation, über die sich alle einig sein sollten:
- Information: Was sind Informationspflichten im Team? Wer wird wann wie informiert? Wie wird sicher gestellt, dass alle die für sie notwendigen Informationen erhalten? Über welche Sachverhalte muss nicht jeder im Team informiert werden?
- Kommunikation: Wie erfolgt üblicherweise die Kommunikation? Über Telefon, E-Mail, Messenger usw.
- Dokumentation: Wo liegen die für alle notwendigen Dokumente? Wie wird gewährleistet, dass dies auch der aktuelle Bearbeitungsstand ist?
Gerade im New Work ist es wichtig, sich über die Information, Kommunikation- und Dokumentation einig zu sein, da die Kollegen vielleicht nicht im Nachbarraum arbeiten, eventuell nicht einmal zur selben Uhrzeit, manche sogar auf einem anderen Kontinent. So weit, so gut, doch was ist mit den ureigenen Standards? Der Arbeitsweise, dem Arbeitsumfeld, der Art und Weise Pausen zu nehmen und zu zelebrieren, dem individuellen Informationsbedarf usw.?
»Eigene Standards? – In einem Großunternehmen funktioniert das nicht«
Unabhängig von den gemeinsamen Standards sind auch die eigenen Standards wichtig. Sie gewährleisten erfolgreiches Arbeiten. Während den einen strikte Pausenzeiten wichtig sind, ist anderen die Ruhe und Ablenkungsfreiheit von besonderer Bedeutung. Wiederum andere legen Wert darauf, sich zu vergewissern, wo das Team steht, benötigen den »Touchpoint«, den Austausch, die gegenseitige Motivation und Bestärkung.
An dieser Stelle unterbrach mich mein Gesprächspartner mit dem Einwand »Wir sind ein Großkonzern. Wenn jeder seinen Standard durchsetzen wollte, das ginge gar nicht.« Doch! Die Rede ist ja nicht von Aktivitäten, die der eigenen Rolle in der Organisation widersprechen, wohl aber von derjenigen Arbeitsweise, welche das bestmögliche Ergebnis gewährleisten. Spätestens an diesem Punkt sollte jede Organisation hellhörig werden. Es gibt jedoch noch einen weiteren Einwand:
Wie sind die jetzigen Führungspersonen zu ihrer jetzigen Rolle gekommen?
Richtig. Sie setzen eigene Standards. Standards, die auch kompatibel mit der eigenen Rolle der Organisation sind. Beispiele:
- Menschen in Führungspositionen, die sich für jeden Mitarbeiter Zeit nehmen, jedoch klar begrenzt, auch für Meetings.
- Menschen, die sich für einen gewissen Zeitraum nicht stören lassen, weder durch Telefon, noch durch E-Mail oder Messenger, und damit fokussiert arbeiten.
- Menschen, die jedem im Team täglich Feedback geben und damit Wertschätzung zeigen und Motivation fördern.
- Menschen, die einem klar strukturierten Tagesrhythmes mit Pausen, Sport und Familienzeiten folgen.
Einige große Organisationen üben sich zurzeit mit der Einführung von New Work, beispielsweise AXA oder Microsoft. Die Unternehmensgröße spricht nicht gegen das Arbeiten nach eigenen Standards, vielleicht aber die Unternehmenskultur?
In einer Kultur der Taktung im 45-, 90-Minuten-Rhytmus oder einer anderen Abfolge, einer Kultur sogenannter sozialer Kontrolle und Anwesenheitspflicht ist dies sicher schwer möglich. Allerdings setzt eine solche Unternehmenskultur ein stabiles Umfeld voraus; etwas, das auch für große Unternehmen immer seltener wird. So bleibt zu hoffen, das der berühmte Ruck durch die Unternehmenskulturen geht, wenn New Work etabliert wird. Bis dahin hast du Zeit, deine Standards zu entpellen:
So findest Du Deine Standards
Eigene Standards fallen weder vom Himmel noch stehen sie in einem Buch: du musst sie selbst herausfinden. Eine gute Übung ist »der perfekte Tag«: was macht diesen perfekt? Sind es die Pausen, ist es die Abwechslung der Tätigkeiten oder die großzügige Mittagspause an der frischen Luft? Ist es der Wechsel zwischen beruflichen und privaten Tätigkeiten oder die strikte Trennung beider Bereiche? Meine Standards sind beispielsweise
- Überschaubare, ablenkungsfreie und ungestörte Zeiteinheiten zwischen 20 und 60 Minuten – und kein Multitasking oder ständiges hin und her zwischen zwei Arbeitsbereichen;
- Pausen mit Bewegung – und kein unendlich langes Sitzen auf demselben Stuhl;
- Sozializing, also persönliche Gespräche oder Telefonate nach größeren Arbeitshappen;
- Gesunde Ernährung, vor allem frisches Gemüse und Obst – kein Fast Food und erst recht kein Essen am Schreibtisch zwischen E-Mail und Dateibearbeitung.
Du erkennst deine Standards auch daran, was passiert, wenn du du sie unterschreitest: es kostet dich Energie, du fühlst dich ausgelaugt; vielleicht hast du am Tagesende nicht einmal mehr Lust auf dein Hobby. Genau dann hast du gegen deine Standards gelebt.
New Work ⓞ Digitales Arbeiten im Team – Live-Online-Seminar
Diese Webinarreihe in Kooperation mit dem Bildungscentrum (BiC) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet befasst sich mit den Möglichkeiten, auch ohne Großinvestitionen Digitalisierung im Team zu realisieren. Mehr erfahren …
Weitere Webinare von mir findest du übrigens auf edudip und sofengo. Die Literatur, Vorträge und Videos habe ich → hier für dich zusammengestellt.
Ich wünsche dir ein Leben nach deinen Standards,
Sylvia Nickel
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