Last Updated on 22. Dezember 2019 by Sylvia Nickel
Alles wird digitalisiert und das Papier? Davon brauchen wir mehr. Einige Gedanken zum Papierverbrauch im Zeichen des New Work.
Die Papierverbrauchsstatistik
Im beschaulichen Jahr 1950, als noch mit Durchschlägen und Begleitschreiben sowie allerlei Zetteln gearbeitet wurde, lag der Pro-Kopf-Papierverbrauch bei rund 32 Kilogramm. Rasant schnellte der Wert zu seinem Höchstpunkt 2014 mit 251 Kilogramm und liegt nun bei 241,7 Kilogramm, wie die Welt am 05.10.2019 berichtet.
Damit liegt Deutschland laut Tropenwaldstiftung Oro Verde weit über dem EU-Durchschnitt, der bei 125 Kilogramm liegt. Laut Schweizer Volkszeitung (SVZ) ist der deutsche Spitzenplatz im Pro-Kopf-Papierverbrauch unumstritten; Platz 2 belegen die USA mit 211 Kilogramm.
Betrachtet mann allerdings den Papierverbrauch insgesamt, belegt Deutschland Platz 4 nach USA, China und Japan, was das Ganze nicht besser macht angesichts der Fläche und Bevölkerung. À propos Fläche: so viel Wald wie rund 40 000 Fußballplätze an Fläche benötigen, verbraucht Deutschland rein rechnerisch für Papier und Karton, wie die umweltpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Bettina Hoffmann, der Saarbrücker Zeitung mitteilt.
Immerhin haben wir uns seit 2014 leicht verbessert. Aber woher kommt das? Können wir in Deutschland besonders mit Papier oder sind die anderen Länder fortschrittlicher, was die Digitalisierung angeht?
Papier im digitalen Büro
Während vor zwanzig Jahren die Digitalisierung vielerorts noch in den Kinderschuhen steckte und jede E-Mail ebenso ausgedruckt und abgeheftet wurde wie jede Vertragsbedingung von Internetportalen, so wird der Papierberg heute andere Gründe haben:
- Immer mehr wird online bestellt und frisch verpackt geliefert. Kartons, die bei einem Kauf im Einzel-/oder Großhandel vor Ort nicht anfallen. Auch die kleinste Einheit kommt im nagelneuen Karton samt Füllmaterial daher. Hier dürfte die größte Quelle für den Papierberg begründet sein.
- Der Coffe-to-go in der Mittagspause, der Burger zum Mitnehmen auf dem Nachhauseweg – all diese Bequemlichkeitsprodukte des schnellen Essens sind in Pappe gehüllt, wenn sie nicht gar in Plastik verpackt sind.
- Der deutsche Werbeblätterwald sorgt für weiteren Papierverbrauch.
- Aber auch die Küchenrolle ersetzt zunehmend einen ordinären, wiederverwendbaren Lappen und produziert unnötigen Papiermüll, der nicht einmal in’s Altapaper gehört, mit jedem Wisch.
Es ist weniger das Papier am einzelnen Arbeitsplatz als vielmehr Bequemlichkeit, die so viele Bäume herausfordert. Dabei sind die Visionen einst ganz anders gewesen.
(Fast) Papierlos seit 2000
Mein Büro ist seit dem Jahr 2000 fast papierlos. Seither werden Dokumente eingescannt und nur diejenigen im Original aufbewahrt, für die es rechtliche Gründe gibt. Denn dies war in den vergangen zwei Jahrzehnten ein müßiges Geschäft. Nahezu jährlich konnte man mit dem Finanzamt aushandeln, was als Rechnung akzeptiert wird. Der Clou war das Pochen auf Ausdrucken, auch von der E-Mail-Rechnung, die dann in das Buchhaltungssystem wieder eingescannt wurde. Welch’ ein Wahnsinn! Diese Kindheitstage der Digitalisierung sind jedoch vorbei und es ist geklärt. Der papiermäßig aufzubewahrende Rest ist in meinem Büro recht wenig und umfasst nicht einmal einen zusätzlichen A4-Ordner jährlich.
Mittlerweile habe ich mir auch die Korrekturabzüge bzw. -ausdrucke verkneifen können. Es lassen sich schneller Typos auf dem Papier finden als auf dem Bildschirm. Das geht mir auch heute noch so. Dafür können Texte im Duett Korrektur gelesen werden: der eine liest laut vor, der andere korrigiert. Bei diesem System zeigen sich dann auch Formulierungsschwächen, wenn der vorlesende Nicht-Verfasser des Textes ins Holpern kommt.
Präsentationen, Kalkulationen und Texte werden ausschließlich digital verarbeitet und verbreitet. Dies ist für mich persönlich ab und zu ein Quell des Unmuts: hat man doch den Eindruck, nichts geschafft zu haben, denn am Ende des Tages bleibt nichts in der Hand. Und dank E-Mail sind Ausdrucke für die geschäftliche Korrespondenz bei nahezu Null angekommen.
Ein bisserl Papier ist geblieben
Wenn der hiesige Drucker streikt oder altersbedingte Zipperlein aufweist, so werde ich ihn endgültig entsorgen, denn für die wenigen Ausdrucke, die ich im Jahr habe – unter 500 Blatt–, reicht dann auch der Gang zum Reprocenter und ich habe Platz gewonnen.
Papierfan bin ich weiterhin beim Lesestoff, insbesondere beim Fach- oder Sachbuch. Hier hat sich der 2009 angeschaffte E-Book-Reader nicht als guter Ersatz erwiesen. Während kürzere Artikel stets am Bildschirm gelesen werden, sieht es für mich bei Nachschlagewerken und umfangreichen Texten anders aus. Es ließt sich im Sessel auch anders als an einem Bildschirm, ob Tablet, E-Book-Reader oder Notebook.
Ein weiterer, kleiner persönlicher Beitrag zum Papierberg ist mein Generalbuch, das ich nun nicht der Papiervermeidung opfern will. Etwas Haptik muss sein. ?
Wie ist dein Papierverbrauch im Büro? Lass mich wissen und schreibe es in die Kommentare.
Digitize it & N.JOY your work,
Sylvia Nickel
Referenzen
dpa: Deutsche verbrauchen das meiste Papier weltweit, in: Schweizer Volkszeitung (SVZ) vom 05.10.2019, URL https://www.svz.de/deutschland-welt/panorama/Bundesregierung-Deutsche-verbrauchen-das-meiste-Papier-id25885362.html
dpa/mak: Deutschland verbraucht so viel Papier wie kein anderer Staat, in: Die Welt, 05.2019, URL https://www.welt.de/wirtschaft/article201430786/Rasanter-Anstieg-Deutschland-verbraucht-so-viel-Papier-wie-kein-anderer-Staat.html
Oro Verde – die Tropenwaldstifung: Was Papierverbrauch mit dem Regenwald zu tun hat, ohne Zeitangabe (Abfrage: 05.10.2019), URL https://www.regenwald-schuetzen.org/verbrauchertipps/papier/
dpa: Deutschland ist Spitzenreiter beim Papierverbrauch – Grüne kritisieren fehlendes Vermeidungsziel, in: Saarbrücker Zeitung vom 05.10.2019, URL https://www.presseportal.de/pm/57706/4393057
WWF: Papierverbrauch – Deutschland vorne mit dabei, ohne Datum, URL https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/papierverbrauch/zahlen-und-fakten/
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