Last Updated on 6. April 2019 by Sylvia Nickel
Manchmal achtlos in der Jackentasche aufbewahrt oder im edlen Etui; die Visitenkarte ist trotz Smartphone und Social Communities nicht weg zu denken. Das ist auch gut so, denn die Visitenkarte bietet etwas, das Bits und Bytes nicht haben: Haptik. Allein der Austausch von Visitenkarten spricht Bände über Umgangsformen. Wie also umgehen mt der Visitenkarte? – Zunächst klären wir, woher die Karte stammt.
Seit wann gibt es die Visitenkarte?
Die Tradition von Visitenkarten ist wahrscheinlich älter als allgemein vermutet. Ort und Zeit ihrer Entstehung sind unklar. China beansprucht für sich, dass kurz nach der Erfindung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert dort auch die Visitenkarten erstmals aufkamen. Frankreich reklamiert die Erfindung der Karten im 17. Jahrhundert. Ab dem 17. Jahrhundert, zur Zeit des »Sonnenkönigs« Louis des XIV (*1638) wurden sie ein fester Teil der Etikette in Frankreich und England (später auch in ganz Europa, sowie Amerika). Das älteste Belegexemplar stammt aus Deutschland und wird auf 1786 datiert.
Besuchskarte: Kommunikation per Ecke
Ursprünglich dienten sie nicht der Werbung sondern waren, wie der Name sagt, »Besuchskarten« (»visite« kommt von visitare lat. – besuchen). In den höheren Kreisen der Gesellschaft gab der Besucher dem Diener eine Visitenkarte, welche dieser dann dem Hausherren überbrachte, damit der entscheiden kann, ob er den Besucher empfangen möchte oder nicht.
Im Laufe der Jahre hat sich sogar eine Art Geheimsprache entwickelt: Der Besucher konnte durch bestimmte Knickmuster der Visitenkarte bedingt auch schon den Grund für seinen Besuch, oder auch seine aktuelle Stimmung mitteilen. Die Art der Knickung signalisierte den Anlass des Besuchs besonders wenn der Empfänger der Karte nicht anwesend war. Folgende Arten von Besuchen wurden unterschieden:
- linke untere Ecke wird umgeknickt: Gratulationsbesuch, p.f. (pour féliciter)
- linke obere Ecke wird umgeknickt: Antritts- bzw. gewöhnlicher Besuch, p.f.v. (pour faire visite = um Besuch zu machen)
- rechte obere Ecke wird umgeknickt: Abschiedsbesuch, p.p.c. (pour prendre congé = um Abschied zu nehmen)
- rechte untere Ecke wird umgeknickt: Kondolenzbesuch: p.c. (pour condoler)
Während sich der sehr nützliche Brauch, die Ecken zu knicken, verloren hat, wurden die Abkürzungen bis vor wenigen Jahren noch häufig verwendet.
Das Bild auf der Visitenkarte
Die erste Notiz über die Einführung des Visitportraits – der so genannten Carte de Visite – findet sich in der französischen Zeitschrift La Lumiere vom 28. Oktober 1854: eine originelle Idee hatten E. Dellesert und Graf Aguado bezüglich der Verwendung kleiner Portraits. Bisher trugen die Visitenkarten Namen, Adresse und zuweilen den Titel der Personen welche sie vorstellten. Der Name sollte durch ein Bildnis ersetzt werden. Nach einer anderen Version soll der Herzog von Parma als Erfinder solcher Visitenkarten gelten. Er hatte 1857 den Einfall sich auf seine Visitenkarte ein Foto zu kleben. Den wirklichen Aufschwung bekam die Visitkartenfotografie durch den Pariser Fotografen Andre Adolphe Eugene Disderi Anfang 1855, der ebenfalls die Carte de Visite erfunden haben soll.
Groß- oder Kleinformat?
Finden wir heute oft Karten, die im Kleinformat gestaltet wurden, so war in der Vergangenheit die Größe der Karte auch Sinnbild für die Bedeutung des Besitzers. So durften im Kaiserreich Deutschland Besuchskarten nicht größer als jene des Kaisers sein (12 x 8 cm).
Der Trend zur Visitenkarte ist ungebrochen. Heute spielet die Originaliät eine große Rolle: Kunstoff, Mini-CD und ausgefallene Formen sorgen für einen Aha-Effekt. Allerdings lassen sich diese Karten auch nicht in handelsüblichen Etuis aufbewahren.
Lesen Sie mehr im zweiten Teil über die Aufbewahrung.
Dieses Thema war Mittelpunkt des monatlichen Updates “Kontaktmanagement & Netzwerken” im Juni 2014. Weitere Webinare und Videolektionen findest Du auf edudip.
Wie gefällt Dir dieser Artikel?
Die Serverkasse freut sich: Unterstütze diesen Blog.
Diese Artikel könnten Dich auch interessieren
Outlook: Aufgaben mit Zeitangabe4 Minuten Lesezeit

Wer Outlook oder ähnliche Systeme für den Workflow nutzt wird einen Überblick über die Zeit vermissen, die in den gespeicherten Aufgaben steckt. Dies erschwert die Tagesplanung und kann auch demotivieren, da Sie bei einem Stichwort bereits denken „oh, das ist umfangreich“. Weiterlesen








Pingback: DSGVO: Der Tod der Visitenkarte? - Weniger ist Mehrwert.
Pingback: So findest Du Dein formelles (berufliches) Netzwerk | | Weniger ist Mehrwert.