Last Updated on 27. November 2019 by Sylvia Nickel
Nicht die Grippe, sondern die Smartphone-Pandemie droht, so der Psychiater, Hochschullehrer und Autor Manfred Spitzer. Was ist dran an der Erkrankung?
Mir ist das Mediennutzungsverhalten ein besonderes Anliegen in diesem Blog. Schließlich geht es im New Work um: anders arbeiten, besser leben, mehr erreichen. Und dies bedeutet manchmal nicht ein Mehr an Technik, sondern ein Weniger, aber dafür die richtige Technologie.
Smartphone-Pandemie in diesem Blog
Einige Aspekte der Erkrankung namens Smartphone habe ich bereits erläutert: während den einen nicht bewusst ist, was sie mit dem digitalen Multitool alles an Geräten in einem haben, leiden andere unter der Nomophobie, als wäre ein Leben ohne Rundumerreichbarkeit nicht möglich. Die nächsten haben sogar den gesprochenen Dialog verlernt, sind also an Taceonits erkrankt. Auch die Strahlenbelastung sollte nicht unerwähnt bleiben, denn dieser Elektrosmog wirkt sich auf Gehirn und Nerven aus, wie das berühmte Kresse-Experiment zeigt. Neben dem Verzettelus Morbitus, dessen Symptome ja mit einem dezenten Vibrieren der sorgsam gefütterten To-Do-App verdeckt werden können, tritt Morbus Google oder Cyberchondrie: ein stundenlanges Surfen bei aufkommenden Fragen, um – Serendipity sei Dank – bei Problemen zu landen, die ohne stetes Hüpfen von einer Seite zur anderen gar nicht existierten.
Verblüffende Fakten zur Smartphone-Nutzung
Verblüffend ist, welche Auswirkungen ausgiebige Nutzung digitaler Helferlein einschließlich TV auf den Organismus hat.
Schlafrhythmus
Das blaue Licht verhindert einen guten Schlaf, denn dies signalisiert dem Gehirn, dass es Tag ist. Nutze daher den Nachtmodus an den Geräten, spätestens zwei Stunden vor der geplanten Einschlafzeit. Denn wer zulange den blauen Lichtanteil am späten Abend genießt, läuft Gefahr nicht durchschlafen zu können. Dies kann neben Diabetes aufgrund des gestörten Stoffwechsels auch Herz- und Kreislaufprobleme mit sich bringen, von den Rückenschmerzen durch zu langes Sitzen vor den Geräten mal ganz abgesehen.
Gedächtnis
Wer sich digitale Notizen macht, erinnert die Dinge schlechter als bei Handschriftlichen. Hierzu gibt es wissenschaftliche Studien, auf die im Vortrag auch eingegangen wird. Die Nutzung elektronischer Bücher ist für das Lernen nicht so effektiv wie die Nutzung papiergebundener, denn mit jeder durch die Elektronik geistig abgenommene Arbeit wird auch das Gehirn weniger beansprucht. Dies ist kontraproduktiv, da mit neuen Verknüpfungen und der Nutzung der bestehenden das Gehirn leistungsfähiger wird. Das steht übrigens im diametralen Zusammenhang zum Speicherchip des Smartphones.
Lebenszeit
Auch die Lebenszeit ist ein wesentlicher Faktor. Apps setzen auf Klebrigkeit beziehungsweise Stickiness, um dich so lange wie möglich mental an das Gerät zu fesseln. Nur so lassen sich die kostenlosen Apps und Social Media finanzieren: mit deinen Daten und der Werbepenetration. Was hättest du in der verdattelten Zeit alles im realen Leben (er-)schaffen können?
Vortrag »Von der Digitalen Demenz zur Smartphone-Pandemie«
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer bei seinem Vortrag »Von der Digitalen Demenz zur Smartphone-Pandemie: Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft«. Der Vortrag wurde beim Vortrag im Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie (RPP Institut) in Wien aufgezeichnet.
Listen & N.JOY the Lecture,
Sylvia Nickel
▶️ https://youtu.be/MRrPbNLhEuQ Upload 23.11.2019 | 87 Minuten
Aus dem Inhalt: 17:54 China & Schule 59:42 Digitalisierung & Gerechtigkeit 1:10:12 Bücher & Silicon Valley 1:14:21 Lernen & Hirnkapazität 1:20:34 Bildung & Altern 1:24:49 Radikalisierung & Gesellschaft
Ausgewählte Bücher von Manfred Spitzer
Die Smartphone-Epidemie: Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft
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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (siehe auch die Rezension von Prof. Dr. Edgar Einemann)
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Cyberkrank!: Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert
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